Die Welt des Grafen Ali: Waffen, Schmiergeld, Korruption?

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Alfons Eduard Alexander Antonius Maria Andreas Hubertus Christoph Mensdorff-Pouilly. Die Liste seiner Vornamen ist fast so lang wie die Liste der Tätigkeiten, die er ausübt (Forstwirt, Unternehmer, Geschäftsmann, Lobbyist für Rüstungs- und andere Konzerne) und die Liste der Skandale, in die er verwickelt ist.

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Nicht nur im Zusammenhang mit österreichischen Skandalen taucht der Name Mensdorff-Pouilly immer wieder auf – auch international sieht sich der, aus altem internationalem Adelsgeschlecht stammende Herr Graf Schmiergeldvorwürfen ausgesetzt. 2010 wurde er in London sogar verhaftet. Der Vorwurf: Verwicklung „in aktive und passive Bestechungsvorgänge bei nationalen und internationalen Beschaffungsvorgängen für militärisches Gerät“ im Auftrag des britischen Rüstungskonzern BAE Systems. Mensdorff-Pouilly saß ein paar Tage im Gefängnis, wurde dann aber gegen eine Kaution von umgerechnet über eine halbe Million Euro freigelassen und die Ermittlungen gegen ihn nach Pönalzahlungen von BAE eingestellt.

Auch in Tschechien und Ungarn kam es 2007 zu einem skandalumwitterten Ankauf von Jagdflugzeugen und in diesem Zusammenhang zu Vorwürfen gegen Mensdorff-Pouilly. In Österreich interessiert Öffentlichkeit und ermittelnde Behörden vor allem Mensdorff-Pouillys Rolle im Zusammenhang mit dem Eurofighter-Ankauf, dem Behördenfunk Tetron sowie dem Verkauf von Grippeschutzmasken an das österreichische Gesundheitsministerium (das zum Zeitpunkt des Verkaufs von seiner Ehefrau Maria Rauch-Kallat geleitet wurde. Es gilt die Unschuldsvermutung.).

Dass den stets freundlichen und kultiviert auftretenden „Graf Ali“ die Skandale derart umwittern, hat auch seinem Ansehen geschadet. Am deutlichsten abzulesen ist dies an der Haltung der ÖVP ihm gegenüber: 2007 hatte die ÖVP wegen der Vorwürfe gegen Mensdorff-Pouilly die Koalitionsverhandlungen mit der SPÖ beinahe platzen lassen und eine „Ehrenerklärung“ von SPÖ-Klubobmann Josef Cap für ihn verlangt. Fünf Jahre später, im März 2012, legte ÖVP-Klubobmann Karlheinz Kopf Wert auf die Feststellung: „Die ÖVP hat mit dem Herrn Mensdorff-Pouilly null und nichts zu tun. Und ich verwahre mich an dieser Stelle jetzt einmal wirklich entschieden dagegen, dass uns dieser Mensch ständig zugerechnet wird.“

Diese – wenig glaubhafte – Distanzierung erinnert an die Reaktion der ÖVP, als ihr Spitzenpolitiker und Delegationsleiter Ernst Strasser im EU-Parlament von englischen Journalisten des Lobbyings für die eigene Brieftasche überführt wurde.

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